PFAS: Umweltgifte für die Ewigkeit

(aktualisiert 28.2.2024)

Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS) sind eine große Gruppe industriell hergestellter Fluorchemikalien, die in den 1940er Jahren entwickelt wurden.  Sie werden wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Funktion in vielen Produkten genutzt, von der Teflonpfanne über Fast Food Verpackungen hin zu Outdoor-Kleidung. Sogar die Weltraumforschung kommt ohne PFAS nicht aus.

Es gibt heute mehr als 12.000 verschiedene PFAS und wohl ebensoviele Beiträge zu dem Thema. Dabei geht es um Fragen wie: was sind PFAS überhaupt, sind PFAS gefährlich, werde ich krank, wenn ich PFAS im Trinkwasser habe oder auch um die Frage, wie kann ich PFAS in Produkten erkennen und vermeiden?

Hier bekommen Sie einen ersten Überblick über das Thema und ich habe weitergehende Informationen direkt verlinkt, sodass Sie sich durch das Thema PFAS „hindurch lesen“ können.
Der Übersichtlichkeit halber habe ich die Beiträge in verschiedene Rubriken eingeteilt:

  • In "Global" können Sie etwas über die Historie und gesundheitlichen Konsequenzen der PFAS erfahren,
  • in "Mittelbaden" stelle ich den PFAS-Skandal in der Region Mittelbaden vor, und Sie erfahren, wie man dort seit rund 12 Jahren mit einer großflächigen PFAS-Belastung in Boden, Wasser und Ökosystemen lebt und welche Gegenmaßnahmen es gibt,
  • in den "PFAS-Gesprächen" unterhalte ich mich mit Experten und Betroffenen über das Thema
  • und im Bereich "Blog-Aktuelles" finden Sie aktuelle Beiträge, Zusammenfassungen sowie persönliche Erfahrungen zu verschiedenen PFAS-Aspekten.
  • Außerdem geben beide PFAS-Broschüren sowohl einen Überblick über die Belastung in Mittelbaden als auch über die allgemeinen Entwicklungen in Sachen PFAS.

Und einen ersten Eindruck des Themas bekommen Sie, wenn Sie einfach weiterlesen: PFAS: Fluch oder Segen unserer modernen Welt?

 

 

PFAS: Fluch oder Segen unserer modernen Welt?

PFAS sind aus unserer modernen Welt nicht wegzudenken und erleichtern uns das Leben. Ohne Teflon (ein PFAS) möglicherweise keine moderne Medizin, keine Marsroboter oder E-Mobile. Mit Teflon kann es aber auch zur Gefährdung von Menschen und Ökosystemen kommen, denn:

PFAS können bei ihrer Produktion, bei der Verwendung und bei ihrer Entsorgung in die Umwelt gelangen.

Die Chemikalien verbreiten sich über Luft, Flüsse und Ozeane und man findet sie weltweit in allen Ökosystemen. In Eisbären oder Möwen ebenso wie in Wildschweinen oder Regenwürmern. Sogar in der Meeresgischt und im Regen hat man sie gemessen. Und das ist die "dunkle" Seite der PFAS, denn die Stoffe sind persistent und gesundheitsschädlich, jeder wird sie mittlerweile im Blut haben.

Die Suche nach Alternativen zu den "Umweltgiften für die Ewigkeit" hat längst begonnen.

PFAS: Aufnahme und Grenzwerte

Wir nehmen die Chemikalien über die Nahrungskette auf, relevant sind Trinkwasser, Fisch und Meeresfrüchte. Weitere tierische Produkte, insbesondere Innereien, aber auch Milch und Milchprodukte, Fleisch, Eier sowie pflanzliche Lebensmittel können messbare Gehalte an PFAS aufweisen und langfristig zu messbaren Gehalten z.B. im Blutplasma führen. Man geht mittlerweile davon aus, das jeder PFAS im Blut hat.

Auch in der neuen EU-Trinkwasserrichtlinie sind PFAS nun berücksichtigt. Die neue EU-Trinkwasserrichtlinie (DWD) ist nach ihrer Veröffentlichung im Dezember 2020 am 12. Januar 2021 in Kraft getreten. Am 31. März 2023 hat der Bundesrat die neue Trinkwasserverordnung gebilligt, die am 24.6.2023 in Kraft getreten ist und die erstmalig Grenzwerte für PFAS enthält.

Ab dem 12. Januar 2026 gelten 0,1 Mikrogramm pro Liter (µg/L) als Summengrenzwert für eine Gruppe von 20 trinkwasserrelevanten PFAS-Substanzen. Für vier spezielle Substanzen aus der PFAS-Gruppe (PFHxS, PFOS, PFOA, PFNA) sieht die TrinkwV ab 2028 zusätzlich einen Grenzwert von 0,02 µg/L für die Summe aus diesen Verbindungen fest“, so das Umweltbundesamt in einer Pressemitteilung.

Die Grenzwerte müssen dann von den Wasserversorgern überprüft und eingehalten werden. Das Umweltbundesamt rät allerdings dazu, dass die Wasserversorger die PFAS-Werte im Trinkwasser vorsorglich überprüfen, um gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Bei Lebensmitteln gibt es für PFAS EU-weite Vorgaben: die Europäische Kommission hat aufgrund wachsender Erkenntnisse neue Grenzwerte für die zulässigen Höchstwerte für vier langkettige PFAS in Lebensmitteln veröffentlicht, die seit dem 1.1.2023 für Eier, Fische, Krebstiere, Muscheln sowie für Fleisch und Schlachtnebenerzeugnisse von Nutz- und Wildtieren gelten. 

PFAS-Verbot als Konsequenz

Während die globale PFAS-Belastung also immer (noch) weiter zunimmt, hinkt die Regulierung der fluorierten Chemikalien hinterher.  Verbote einzelner PFAS existieren zwar, aber dieses Vorgehen erweist sich angesichts der schieren Zahl der Stoffe als nicht unbedingt zielführend und auch nicht als schnell genug.

Deshalb haben die Behörden Deutschlands, der Niederlande, Dänemarks, Norwegens und Schwedens am 13. Januar 2023 unter REACH, der Chemikalienverordnung der Europäischen Union, einen gemeinsamen Vorschlag zur Beschränkung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht. Das vermeintliche PFAS-Totalverbot wird sehr kontrovers diskutiert und die Chemie- und Industrieverbände warnen lautstark vor den vermeintlichen Folgen.

 

PFAS-Prozess: Von der Absicht zum Vorschlag zur Entscheidung

Es gibt drei Phasen im Prozess des Verbots der Verwendung von PFAS. 
Der erste (abgeschlossene) Schritt bestand darin, einen Beschränkungsvorschlag vorzubereiten und einzureichen.


Die zweite Phase begann mit der Einleitung einer öffentlichen Konsultation. Jeder konnte Informationen oder eine Stellungnahme zu dem Vorschlag einreichen. Diese Phase endete am 25.9.2023. "Während der Konsultation sind Kommentare aus 53 Ländern bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingegangen. 23 % der Kommentare kamen dabei aus Deutschland. 68 % der Kommentare wurden von Industrieverbänden oder Unternehmen eingereicht, 28 % von Einzelpersonen und 4 % sind Kommentare von Nicht-Regierungsorganisationen, Behörden, Forschungseinrichtungen oder anderen Organisationen", schreibt das Umweltbundesamt in einer Pressemitteilung. Weitere Details und Abbildungen sind, ebenso wie der Zeitplan, auf der Seite der ECHA öffentlich (https://echa.europa.eu/de/-/echa-receives-5-600-comments-on-pfas-restriction-proposal). Der nächste Schritt besteht nun darin, dass die wissenschaftlichen Ausschüsse für Risikobeurteilung (RAC) und sozioökonomische Analyse (SEAC) der ECHA ihre Stellungnahmen vorbereiten.


In der letzten Phase erarbeitet die Europäische Kommission einen Vorschlag. Die Mitgliedstaaten werden entscheiden, ob sie diesen Vorschlag annehmen oder nicht. Nach der Entscheidung treten die Rechtsvorschriften in Kraft.

 

Gibt es PFAS-freie Produkte?

Ja, natürlich gibt es auch jetzt schon PFAS-freie Produkte, zum Beispiel bei Outdoorjacken oder Pfannen, Kosmetik, Coffee-to-Go-Bechern, Farben, Kindersitzen, Wärmepumpen, Fotovoltaikanlagen etc. etc.. Es ist aber ein bisschen aufwändiger, diese Sachen zu finden, ausführliche Informationen dazu gibt es hier in dem Artikel PFAS-frei, eine Übersicht und in PFAS: Ja, nein, vielleicht.

 

PFAS in Mittelbaden

In Mittelbaden sind die Chemikalien über mutmaßlich damit belasteten Papierschlamm-Komposte auf die Äcker gekommen und haben dort zu einer großflächigen Belastung von Boden und Wasser geführt; 1105 Hektar Boden und 58 Quadratkilometer des Grundwassers sind betroffen. Die Landwirtschaft wird kontrolliert, Beregnungs- und Gartenbrunnen sind reglementiert, das Trinkwasser muss gereinigt werden, die KLäranlagen bauen eine vierte Reinigungsstufe ein, um die Chemikalien herauszufiltern. In Blutuntersuchungen hat sich gezeigt, dass Teile der Bevölkerung die PFAS auch im Blut haben.

Der PFAS-Skandal in Mittelbaden ist eines der aktuellsten und flächenmäßig größten Beispiele für eine regionale Belastung, steht aber auch symptomatisch für die wachsende globale Bedrohung durch die „Ewigkeits-Chemikalien-PFAS“.

PFAS-Infoveranstaltung in Rastatt, Foto Klatt

 

All dies zeigt deutlich, wie komplex, zeitaufwändig, teuer und langwierig das PFAS-Problem insgesamt ist.

"Man muss sich fragen, wo die Stoffe überall enthalten sind. Und diese Frage werden wir nicht beantworten können. Die PFAS, die jetzt in die Umwelt gelangen, werden dort für immer bleiben. Es ist daher sehr dringend, die Stoffe zu begrenzen". (Martin Scheringer, ETH Zürich)

 

 

Weitere Infos gibt es auch hier:

    • Klatt, P. (20.04.2023) Der "Rastatt Case" - PFAS für Generationen, Analytik.News, Fachartikel 2023, https://analytik.news/fachartikel /2023/17.html  
    • Klatt, P., (20.04.2020), Umweltgifte für die Ewigkeit, Spektrum
    • Klatt, P., Zehn Jahre PFAS-Belastung in Mittelbaden, Mitt Umweltchem Ökotox 2/2022
    • PFAS-Report 2022, Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen, Überblick und Situation in Österreich
    • Borchers et al. (2022), PFAS im Trinkwasser, energie | wasser-praxis 09/2022  

 

 

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