Was heißt "PFAS-frei" und wie finde ich das?

PFAS: Das sind die Ewigkeits-Chemikalien, die jeden von uns betreffen und die trotzdem kaum jemand kennt; es gibt mehr Fragen als Antworten. PFAS sind Teil unseres Lebens; in unserem täglichen Umfeld, in Sport und Freizeit, in der Medizin oder auch in Wärmepumpen, Kindersitzen und jedem Smartphone. Da die Chemikalien aber zum einen gesundheitsschädlich sind und sich zum anderen mittlerweile in Luft, Wasser und Boden finden und auch im Blut nachweisbar sind, ist es keine schlechte Idee, auf die PFAS weitestgehend zu verzichten.

Und hier fangen dann die Fragen für die Verbraucher an, denn man steht eigentlich überall vor dem Problem, PFAS-freie Angebote überhaupt zu erkennen; "PFAS: Ja, nein, vielleicht?", um sich wenigstens bewusst dafür oder dagegen entscheiden zu können. Im folgenden eine Übersicht zu PFAS-frei und zu den vielen offenen Fragen, die bleiben. Dieser Blogbeitrag wird regelmäßig aktualisiert, zuletzt am 4. März 2024.

  1. Wie erkenne ich "PFAS-frei"?

 

1. Wie erkenne ich "PFAS-frei"?

Am ehesten hat man vielleicht im Zusammenhang mit Teflonpfannen schon einmal von PFAS gehört. In der Google-Suche "PFAS-frei" erscheinen die Pfannen an erster Stelle und sind doch nur ein winziger Bruchteil der Produkte, die in irgendeiner Weise mit Teflon zu tun haben. Teflon, das ist Polytetrafluorethylen, PTFE, ein Fluorpolymer, das zu der Gruppe der PFAS gehört. Wer sich einen Überblick über die Verwendung von Teflon verschaffen möchte, kann das hier tun: https://www.teflon.de/. Kletterseile, Angelschnüre, Dichtungsmittel, medizinische Geräte, die Liste der Teflon-Verwendung ist sehr lang. Und Teflon ist nur ein Beispiel für die PFAS. Was mache ich, wenn ich eine neue Couch kaufen will? Wo suche ich nach PFAS-frei?

Eine gute Frage... Gibt es bei uns Listen mit PFAS-freien Produkten? Leider nicht. Gibt es denn Transparenz darüber, wo PFAS enthalten sind? Eigentlich auch noch nicht. Aber es gibt trotzdem Wege und sogar Apps durch den "PFAS-Dschungel"! Dem Verbraucher bleiben momentan folgende Möglichkeiten:

  • Entweder sucht man gezielt nach einem Produkt und ergänzt „PFAS-frei“ wie zum Beispiel „Nähgarn PFAS-frei“ oder „Schulranzen PFAS-frei“. Dort wird man überraschend oft fündig.
  • Oder man fragt direkt bei den Firmen nach – das setzt allerdings voraus, dass man weiß, dass in diesem oder jenem Produkt PFAS enthalten sein könnten.
  • Auch ChatGPT kann tatsächlich weiterhelfen und zumindest Ansatzpunkte für die Suche liefern.

In Ermangelung übersichtlicher und einfacher Listen können aber auch hier nur die bekannten Firmen, die etwas zur PFAS-Vermeidung unternehmen, aufgezählt und fortlaufend ergänzt werden. Wer noch weitere Firmen kennt, kann mir gerne eine Mail schreiben (https://pfas-dilemma.info/patricia-klatt), damit ich diese Übersicht aktualisieren kann. :)

 

Beispiele für PFAS-frei:

 

Stoffe/Textilien

Im November 2023 hat das International Pollutants Elimination Network (IPEN) eine Studie veröffentlicht, die PFAS in Outdoor-Jacken und -Kleidung gefunden hat, die in dreizehn Ländern in Asien, Afrika, Europa und Nordamerika gekauft wurden. Die meisten Outdoor-Jacken wurden für Kinder vermarktet und viele der Produkte kommen direkt mit der Haut in Kontakt. Die Studie ergab jedoch auch, dass es Jacken und Kleidung gibt, die bereits ohne PFAS hergestellt wurden. Vaude verzichtet beispielsweise auf PFAS ebenso wie Jack Wolfskin und auch bei Meindl wird man PFAS-freie Produkte durch gezielte Nachfrage finden. Patagonia wird bis 2025 alle wasserabweisenden Membranen und Ausrüstungen auf nicht fluorierte Alternativen umstellen. Die H&M Group hat PFAS 2013 in Kleidung, Accessoires und Schuhen verboten,  IKEA hat seit 2016 PFAS-Chemikalien (wasser- und schmutzabweisend) aus allen IKEA Textilprodukten entfernt.

Darüber hinaus gibt es einzelne Gütesiegel für Textilien, die die Verwendung von PFAS ausschließen wie GOTS und Blauer Engel für Textilien. Seit Januar 2024 gilt für das Öko-Tex-Siegel ein Grenzwert für den Gesamtgehalt an Fluor (TF). Der neue Grenzwert von 100 mg/kg gilt für OEKO-TEX® STANDARD 100, ECO PASSPORT, LEATHER STANDARD und ORGANIC COTTON ab dem 1. Januar 2024.

 

Andere Bereiche

 "PFAS-frei" kann auch ein Vermarktungsvorteil sein, wie der Guardian im letzten Jahr zusammenfasste:  Zu den Unternehmen, die sich von den PFAS in einigen oder allen Produkten trennen, gehören Victoria's Secret, Target, Home Depot, Lowe's, Ralph Lauren, Zara, H&M, Abercrombie & Fitch, Calvin Klein, Burberry, Tommy Hilfiger, McDonald's, Burger King, Rite Aid, Amazon, Starbucks, Whole Foods, Taco Bell und Pizza Hut. 

AMAZON wird "bestimmte giftige Chemikalien und Kunststoffe in den Lebensmittel-Verpackungsmaterialien, die für seine Marke Amazon Kitchen verwendet werden, verbieten“. Dazu gehören auch die „Ewigkeitschemikalien PFAS“. (Dezember 2020)

 Stora Enso, ein finnisch-schwedischer Konzern und einer der größten Papier- und Verpackungshersteller der Welt, kündigte an, "mit der Produktion von geformten Faser-Food-Service-Produkten in Hylte Mill in Schweden begonnen zu haben. Das PureFiber TM by Stora Enso Öko-Produktprogramm wird ohne Kunststoff- und Polyfluoralkylstoffe (PFAS) hergestellt". (2020). Bis dato waren diese Chemikalien dann wohl in den Produkten enthalten?

Und im Januar 2021 kündigte McDonalds an, ebenfalls auf PFAS in ihren Verpackungen zu verzichten. „Im Jahr 2008 haben wir langkettige PFAS einschließlich PFOA und PFOS aus allen Gastverpackungen weltweit entfernt. (…)..indem wir uns dazu verpflichten, alle zugesetzten fluorierten Verbindungen bis 2025 weltweit aus unseren Gastverpackungsmaterialien zu entfernen“.

 

Apple wird PFAS-frei

Und auch Apple gibt im November 2022 ein White Paper heraus: ".. um unsere Verpflichtung zum Ausstieg aus der Verwendung von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) zu präzisieren. Im Rahmen dieser Bemühungen planen wir, alle Partner in unserer Lieferkette zu verpflichten, PFAS in unseren Produkten und Herstellungsverfahren einzuschränken und sicherere Alternativen zu entwickeln, die die Leistung der Apple Produkte nicht nur beibehalten, sondern möglicherweise sogar verbessern. Wir wollen den Ausstieg aus der Verwendung von PFAS auf eine Weise vollziehen, die nicht zu bedauerlichen Substitutionen führt. Es wird einige Zeit dauern, bis Apple den vollständigen Ausstieg PFAS aus unseren Produkten und Prozessen geschafft hat, da es schwierig ist, einen umfassenden Katalogs der Verwendung von PFAS, der Identifizierung und Entwicklung von Nicht-PFAS-Alternativen zu erstellen. In diesem Papier wird unser Plan zur schrittweisen Entfernung von PFAS aus unseren Produkten erläutert". (Apple’s commitment to phasing out per- and polyfluoroalkyl substances (PFAS), November 2022).

Bild von einem Apple Mac und Apple IPad

 

Suche über APPs:

Es gibt die App ToxFox vom BUND, die beim Einscannen des Barcodes auch auf PFAS überprüft. Das gilt (momentan) aber nur für Kosmetikartikel oder Artikel für den Alltagsgebrauch. 

Das Umweltbundesamt bemüht sich seit Jahren um eine praxistauglichere Gestaltung und hat dazu unter anderem das Projekt LIFE AskREACH mit initiiert (https://www.askreach.eu/).  Mit dieser App Scan4Chem  kann man Informationen abfragen, indem man den Barcode eines Produktes scannt und dann über die App eine Anfrage an die jeweilige Firma stellt. (mehr dazu in der PFAS-Broschüre, S. 49 ff).

 

Andere Länder, andere Transparenz

Während man bei uns eine verbraucherfreundliche  Liste von Firmen mit PFAS-freien Produkten noch vergeblich sucht, sieht das in anderen Ländern anders aus. Nützliche Links sind:

    • die englische pfasfree.org (https://www.pfasfree.org.uk/ )
    • oder die amerikanische pfascentral.org (https://pfascentral.org/pfas-free-products/) oder
    • ChemSec (https://chemsec.org/pfas

Etwas Vergleichbares gibt es in Deutschland so nicht, aber viele der dort genannten Marken sind bei uns auch gängige Produkte. Verbraucher haben also zu mindestens hier die Möglichkeit, sich bewusst für oder gegen PFAS-freie Alternativen zu entscheiden. Auf diesen Seiten gibt es PFAS-freie Beispiele für Back-Equipment, Bekleidung, Kochgeschirr, Kosmetik, Zahnseide, Verpackungen für Lebensmittel, Möbel, Teppiche und Decken, Outdoor-Equipment, Schuhe oder auch Kindersitze für das Auto.

 

 

Auch wichtig: ein paar Hintergrundinformationen

Im Februar 2023 reichten fünf europäische Länder einen Vorschlag für eine umfassende Beschränkung der PFAS als Gruppe bei der europäischen Chemikalienagentur ECHA ein, der unter anderem dazu führte, dass die Chemie- und Industrieverbände dagegen Sturm liefen. Bis zum Ende der öffentlichen Konsultation waren mehr als 5600 Kommentare dazu bei der ECHA eingegangen (https://echa.europa.eu/de/-/echa-receives-5-600-comments-on-pfas-restriction-proposal ).

Für den Verbraucher hatte diese öffentlich sehr kontrovers geführte Debatte über das vermeintliche PFAS-Totalverbot den mehr oder weniger angenehmen Nebeneffekt, dass man erstmals eine Vorstellung davon bekam, worin PFAS enthalten sind oder sein können. Und das ist sehr viel... Zahnseide, Kosmetik, Verpackungen, Teflongarn, Outdoorkleidung, Teflonpfannen, Teppiche, Sofa, Kindersitze, Schutzkleidung, Sonnensegel, Stents, Smartphone, Batterien, Windräder, Fotovoltaikanlagen, Marsroboter - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

 

2. PFAS in Kosmetik oder Pflegeprodukten?

PFAS werden in Kosmetikartikeln für spezifische technische Eigenschaften eingesetzt wie zur Beschichtung von Pigmenten oder als Filmbildner, zur haltbaren Formung und Gestaltung von Frisuren, um eine geschmeidige Textur zu erzielen oder auch, um Make-up-Produkte haltbarer und wasserfest zu machen. Nebenbei machen die Stoffe die Haut strahlender und fördern die Sauerstoffaufnahme durch die Haut. PFAS wurden in Sonnenschutzmitteln, Shampoo und Rasierschaum gefunden. Der Verbraucher kann auch hier nicht ohne weiteres erkennen, ob fluorierte Chemikalien in den Produkten enthalten sind (s.Symbolbild).

Bereits im Jahr 2018 veröffentlichte die amerikanische environmental working group (ewg) den Beitrag: Is Teflon in your cosmetic?, der einen Überblick über PFAS in Kosmetik gab. Die Chemikalien verstecken sich hinter Begriffen wie Teflon, PTFE, Polyperfluoroethoxymethoxy Difluoroethyl Peg Phosphate oder Perfluorodimethylcyclohexane; eine kleine Liste findet sich in dem ewg-Beitrag. Bei Untersuchungen fanden die Wissenschaftler "Teflon in 66 verschiedenen Produkten von 15 Marken, darunter eine Reihe von bekannten Namen. Teflon war die am häufigsten gefundene Zutat für diese Klasse von Chemikalien, aber insgesamt identifizierten wir 13 verschiedene PFAS-Chemikalien in fast 200 Produkten von 28 Marken. Und es ist nicht nur Make-up: PFAS wurden auch in Sonnenschutzmitteln, Shampoo und Rasiercreme gefunden.

Eine weitere Veröffentlichung aus dem Jahr 2021 untersuchte 231 in den USA und Kanada gekauften Kosmetikprodukte auf den Gesamtfluor-Gehalt. Die Wissenschaftler wurden auch hier fündig und sehen die Herstellung, Verwendung und Entsorgung von PFAS-haltigen Kosmetika  als potenzielle Risiken für die Gesundheit und für Ökosystemschäden. Angesichts ihrer direkten Expositionsrouten in Menschen sei eine bessere Regulierung erforderlich, um die weit verbreitete Verwendung von PFAS in Kosmetika zu begrenzen. (Fluorinated Compounds in North American Cosmetics).

Die Kosmetikfirmen gehen unterschiedlich mit der PFAS-Problematik um. Weleda und dm verwenden beispielsweise nach eigenen Angaben keine PFAS in den Eigenmarken, ebensowenig wie Dr. Hauschka. Bei L'Oreal sieht es etwas anders aus, denn 2021 erklärte mir die Pressesprecherin der Firma L'Oreal auf meine Anfrage hinsichtlich PFAS: „unsere Produkte werden kontinuierlich überarbeitet. Daher geht die Umstellung weiter voran, so dass immer weniger Produkte mit PTFE auf dem Markt sind. Sollte die EU neue Richtlinien bezüglich PFAS erstellen, werden wir uns selbstverständlich daran halten“.(s. PFAS-Broschüre 2021, S. 59).

Klarheit für die Verbraucher schafft dann letztendlich auch hier die Nachfrage bei den Produzenten oder die Verwendung entsprechender APPs wie https://cosmile.app  oder die ToxFox-App des BUND (s.u.).

"PFAS in Kosmetik" hat übrigens auch eine juristische Seite. So wurde beispielsweise im März 2022 gegen die Firma L'Oreal eine PFAS-Klage im Zusammenhang mit ihren Mascara-Produkten beim New Yorker Bundesgericht eingereicht. Die L'Oreal PFAS-Klage behauptete, dass das Unternehmen den Verbrauchern nicht offenlege, dass seine Mascara und andere Produkte PFAS enthalten würden. "Stattdessen, so heißt es in der Klage, seien die Produkte betrügerisch und irreführend als sicher für Verbraucher und umweltfreundlich vermarktet worden". Im Oktober 2023 hat das U.S. District Court for the Southern District of New York diese Sammelklage allerdings wegen unzureichender Vorwürfe abgewiesen. 

Am 12. Oktober 2023 hat „Cosmetics Europe, der Dachverband der europäischen Kosmetikindustrie, allen Kosmetikherstellern auf dem Markt der Europäischen Union, der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) sowie dem Markt des Vereinigten Königreichs empfohlen, aus der Verwendung von Per- und Polyfluoralkyl-Inhaltsstoffen in kosmetischen Mitteln zum 31. Dezember 2025 auszusteigen, wenn die Stoffe bewusst in kosmetischen Produkten eingesetzt werden“. Die aktuell ausgesprochene Empfehlung von Cosmetics Europe zum freiwilligen Ausstieg aus der Verwendung von PFAS in Kosmetik stehe im Einklang mit der derzeitigen Strategie der Europäischen Kommission, heißt es in einer Mitteilung der IKW.

Am 30. Januar 2024 hat die Neuseeländische Umweltbehörde mitgeteilt, dass "Neuseeland als eines der ersten Länder der Welt die Ewigkeitschemikalien in Kosmetikprodukten verbieten will. Die Umweltschutzbehörde teilte mit, dass Stoffe der Chemikaliengruppe PFAS ab dem 31. Dezember 2026 nicht mehr in Produkten wie Nagellack, Rasierschaum, Lippenstift und Mascara verwendet werden dürfen.

Am 22. Februar 2024 hat die OECD einen Report veröffentlicht: „PFASs and alternatives in cosmetics: report on commercial availability and current uses“. Dieser Bericht untersucht die kommerzielle Verfügbarkeit und aktuelle Verwendung von PFAS und den Alternativen in Kosmetika inklusive deren Marktdurchdringung, Machbarkeit, Wirksamkeit und Kosten. Eine Überprüfung der Datenbanken für chemische Inhaltsstoffe hat ergeben, dass es Hunderte von nicht fluorierten Alternativen gibt, die dieselbe Funktion wie PFAS in kosmetischen Produkten erfüllen.

 

3. PFAS in Fahrrad-Schmiermitteln

Beim Fahrradfahren ist es wichtig, dass die Kette(n) geschmiert sind, damit das Rad gut läuft, egal ob bei einer gemächlichen Tour oder einem schnellen Rennen. Es gibt sehr viele Schmiermittel für Räder und auch hier ist die Frage, sind dafür die PFAS wie zum Beispiel Teflon (PTFE) notwendig oder können die weg? 
Ich habe diese Frage auf meinem Twitter-Account gestellt und dort eine eindeutige Antwort bekommen: das kann weg!

Die Fachleute versuchen seit längerem, die PFAS-Verwendung nach dem Prinzip der Notwendigkeit (essentiell use concept) zu kategorisieren, was nicht trivial ist. In der Veröffentlichung von Glüge et al: Information Requirements under the Essential-Use Concept: PFAS Case Studies in Environmental Science&Technology, werden Beispiele für PFAS-Verwendung vorgestellt und eingeordnet. Dort heißt es unter anderem:

Polytetrafluorethylen (PTFE) wird verschiedenen Arten von Fahrradschmiermitteln zugesetzt, einschließlich Trockenschmiermitteln, Nassschmiermitteln und Wachsschmiermitteln. (…) Nassschmierstoffe enthalten größere Mengen höherviskoser synthetischer Öle und Additive wie PTFE und sind für das Fahren bei Nässe gedacht. (…) Es gibt Schmiermittel auf dem Markt, die kein PTFE enthalten und laut Tests und Benutzererfahrungen gute Leistungen erbringen. 
Die Anbieter alternativer Schmierstoffe geben an, dass ihre Schmierstoffe „pflanzlich“ sind und sich schnell zersetzen, aber es werden keine Angaben zu den Testergebnissen zur biologischen Abbaubarkeit gemacht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass im Vergleich zur extremen Persistenz von PTFE die Persistenz dieser Alternativen deutlich geringer ist. 


Fazit: Obwohl PFAS in Fahrradschmiermitteln die Schmierleistung erhöhen können, werden sie technisch nicht benötigt, um Ketten geschmiert zu halten. Außerdem sind seit jeher PFAS-freie Produkte auf dem Markt erhältlich. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verwendung von PFAS in Fahrradschmiermitteln nicht unbedingt erforderlich ist.

Erfreulicherweise ist es keine Theorie, sondern funktioniert offenbar auch in der Praxis, denn es gibt Produkte ohne PFAS. Auch hier war ein Link von Hans Peter Arp erhellend: BikeRumor How are chain lube manufacturers making their lubes less toxic (19.11.2021).

Der Blogbeitrag geht der Frage nach, welche Umweltauswirkungen die Schmierung des Antriebsstrangs haben kann und man möchte von verschiedenen Herstellern von Fahrradschmiermittel wissen, was sie unternehmen, um ihre Produkte weniger giftig und umweltfreundlicher zu machen.

Josh Pörtner, CEO von SILCA sagt dort beispielsweise, … „Was wir entdeckten, war eine Schmiermitteltechnologie, die PTFE und anderen PFAS-verwandten Chemikalien weit überlegen war und die auch als absolut sicher für den Kontakt mit Menschen, mit Wasser und als sicher für Wasserlebewesen angesehen wurde. (…) Ich hoffe, dass wir durch diese Diskussionen und so offen und transparent wie möglich andere Hersteller dazu inspirieren können, von diesen gefährlichen und giftigen Chemikalien wegzugehen und sich sichereren (und leistungsfähigeren) Inhaltsstoffen zuzuwenden. Leider sind die größten Hürden hier wahrscheinlich die Kosten; Es kostet nur ein paar Cent, PTFE oder ähnliche PFAS-Partikel in ein giftiges VOC wie Heptan zu geben, in vielen Fällen bestehen diese Schmiermittel nur zu 5-10% aus Schmiermitteln in einem flüchtigen Träger und sind daher extrem billig herzustellen und können mit sehr hohen Gewinnspannen verkauft werden.“  
Beiträge weiterer Firmen können in dem Orginalbeitrag nachgelesen werden. Die Zitate hier sind aus dem Englischen übersetzt.

Und nun würde mich doch interessieren, wieviele Radfahrer wissen, ob in den Schmiermitteln, die sie verwenden, Teflon enthalten ist? Und wieviele überlegen, ob diese Mittel umweltfreundlich sind? 

 

4. Die NGO ChemSec unterstützt "PFAS-freie" Firmen

Die schwedische NGO ChemSec zeigt auf ihrer Homepage und bei Veranstaltungen schon seit längerem schon auf, dass man weitgehend auch ohne die fluorierten Chemikalien in den meisten Produkten leben kann. Heute hat ChemSec das mit einer aktuellen Pressemitteilung erneut unterstrichen:

"Marken im Wert von mehr als 130 Milliarden Euro wollen, dass die EU PFAS-Chemikalien verbietet"

"Heute beginnen die Diskussionen über das bevorstehende Verbot von PFAS-Chemikalien in der Europäischen Union. Durch eine Kampagne der Umwelt-NGO ChemSec unterstützen mehr als hundert Verbrauchermarken im Wert von mehr als 130 Milliarden Euro ein umfassendes Verbot dieser schädlichen Chemikalien.

Viele Unternehmen sprechen sich gegen PFAS-Chemikalien aus, da die EU die Öffentlichkeit auffordert, ihre Meinung zum vorgeschlagenen Verbot dieser schädlichen Chemikalien abzugeben. 108 Unternehmen, die sich für den Ausstieg aus PFAS-Chemikalien aus Produkten und Prozessen einsetzen, haben sich der PFAS-Bewegung angeschlossen, einer von der Umwelt-NGO ChemSec initiierten Lobbykampagne, die eine umfassende Regulierung von PFAS in der EU fordert.

 

Quelle: ChemSec

 

Zu den Mitgliedern gehören viele bekannte Marken wie die H&M Group, Urbanears und The Cookware Company, die verschiedene Branchen repräsentieren - Mode, Haushaltswaren, Lebensmittel und Körperpflege. Die Mitglieder haben einen Gesamtumsatz von mehr als 130 Milliarden Euro.

"Ein europäisches Verbot von PFAS-Chemikalien wird enorme Auswirkungen auf alle produzierenden Industrien haben und den Unternehmen in der globalen Lieferkette viel Arbeit abverlangen. Einige Teile der Branche lehnen dieses Verbot jedoch ab und behaupten, dass die Änderung zu groß sei, um gerechtfertigt zu sein. Deshalb ist die Unterstützung für ein Verbot von so einflussreichen Verbrauchermarken wie denen der PFAS-Bewegung so wichtig. Es ist ein starkes Zeichen dafür, dass Unternehmen PFAS-Chemikalien in Produkten und Prozessen eliminieren wollen", sagt Anne-Sofie Bäckar, Executive Director bei ChemSec.

Die Gesundheits- und Umweltbedrohungen durch PFAS haben zusammen mit all den Klagen auch bei einer anderen einflussreichen Gruppe Aufmerksamkeit erregt: institutionellen Anlegern. Im vergangenen Jahr schickten 47 institutionelle Investoren mit einem Vermögen von acht  Billionen US-Dollar einen Brief an 54 von ChemSec genannte Chemieunternehmen, in dem sie sie aufforderten, die Produktion von persistenten "Forever Chemicals" einzustellen.

Die PFAS-Emissionen lagen im Jahr 2020 bei 75.000 Tonnen. Wenn das so weitergeht, werden die Emissionen in 4 Jahren voraussichtlich bei 4,30 Millionen Tonnen liegen. Deswegen ist das vorgeschlagene EU-Verbot von PFAS notwendig und umfassend und das erste seiner Art weltweit. Die Idee wurde ursprünglich von Schweden, Dänemark, den Niederlanden, Deutschland und Norwegen initiiert, die fast drei Jahre damit verbracht haben, die Auswirkungen eines Verbots von PFAS-Chemikalien in einem Dossier zu kartieren, das sich über fast 2.000 Seiten erstreckt." (übersetzt aus der Pressemitteilung von ChemSec vom 22.3.2023)

 

Wer ist ChemSec?

 ChemSec setzt sich für den Ersatz giftiger Chemikalien durch sicherere Alternativen ein und wurde 2002 gegründet. Die NGO unterstützt unter anderem die Arbeit von Chemikern, Politikwissenschaftlern, Wirtschaftsexperten und Kommunikatoren. Die Organisation wird mit finanzieller Unterstützung der schwedischen Regierung, Stiftungen, Privatpersonen und anderen gemeinnützigen Organisationen betrieben. Der World Wide Fund for Nature, die Swedish Society for Nature Conservation, Friends of the Earth Sweden und Nature & Youth Sweden sind im Vorstand von ChemSec vertreten. ChemSec sitzt auch im Exekutivkomitee von IPEN und ist eine Mitgliedsorganisation im EEB (aus: https://chemsec.org/about-us/).

ChemSec unterstützt Unternehmen, in Produkten und Lieferketten von PFAS wegzukommen. Man findet dort die "Mitglieder der PFAS-Bewegung", eine Liste von Firmen, die ein Verbot von PFAS unterstützen: https://chemsec.org/pfas/pfas-movement-members/.

Und ChemSec hat schon längst erkannt, dass Kommunikation ein "Zauberwort" ist und richtig gute Kommunikation viele Türen öffnet und neue Leute für das Thema "PFAS" interessiert. Jüngstes Beispiel ist "The PFAS Story: How did we end up here and what can be done about it?" inklusive "Rap-Battle against PFAS": https://youtu.be/1q06fUMT_U4.

Der Blick lohnt sich :)

 

 

© Patricia Klatt

 

 

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