Für 19 Studierende am KIT-Department für Wissenschaftskommunikation war die Frage nach PFAS in ihrem Leben auf einmal sehr konkret. In nur vier Monaten haben sich die Studierenden tief in die Welt der PFAS eingearbeitet und mit Recherchen, Interviews, Besichtigungen und Webinaren das Pro und Contra der Ewigkeitschemikalien beleuchtet: Welche Anwendungen sind unverzichtbar, was ist nur Luxus? Und warum wehrt sich die Industrie so vehement gegen strengere PFAS-Regulierungen? Und wie reden wir eigentlich über PFAS?

Stell dir vor, du hast PFAS...

Der Titel der Broschüre ist bewusst gewählt, denn die Realität ist: Jeder von uns trägt diese Chemikalien in sich. PFAS, auch als „Ewigkeitschemikalien“ bekannt, sind allgegenwärtig – in uns und um uns herum.

Diese Chemikalien finden sich in alltäglichen Produkten wie Kosmetik, wasserabweisenden Textilien, Kochgeschirr, Lebensmittelverpackungen sowie in Hightech-Produkten wie E-Mobilen, Windrädern und Solarmodulen. Am Ende landen sie im Regen, in den Gewässern und letztendlich in unserem Trinkwasser. Trotz ihrer nachgewiesenen gesundheitsschädlichen Wirkung scheint es nahezu unmöglich, vollständig auf PFAS zu verzichten.

Auch in der Spree wurden PFAS nachgewiesen, Foto Johanna Klatt

Das Dilemma der Energiewende und PFAS

Während ihrer intensiven Recherchearbeit stießen die Studierenden auf zahlreiche offene Fragen: Wie kann die Energiewende trotz PFAS umgesetzt werden oder geht es eben nur mit den Ewigkeitschemikalien? Was heißt "ewig" im Bezug auf die angestrebte Kreislaufwirtschaft, ist das überhaupt umsetzbar und realistisch?

Die Studierenden haben sich mit den Vor- und Nachteilen der geplanten europäischen PFAS-Beschränkung auseinandergesetzt und dazu Interviews mit Experten wie Marcel Riegel, Sarah Hale, Jona Schulze und Martin Leonhard geführt. Doch auch nach intensiven Diskussionen bleibt eine zentrale Frage offen: Was kann wirklich umgesetzt werden?

Die politische Debatte: Industrie vs. Umwelt

Auch die politische Debatte um PFAS ist komplex. Industrievertreter warnen vor den hohen Kosten und den technischen Schwierigkeiten, die mit der Ersetzung von PFAS verbunden sind, während Umweltschützer und Gesundheitsbehörden auf die dringende Notwendigkeit hinweisen, die Exposition gegenüber den gefährlichen Chemikalien zu reduzieren. So auch die Landesregierung Baden-Württemberg im Konsultationsbeitrag (hier herunterladen): „Mit einer PFAS Beschränkung sollten die Risiken für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt adäquat geregelt werden und damit ein hohes Schutzniveau für Mensch und Umwelt sichergestellt werden. Es soll insbesondere gewährleistet werden, dass der Eintrag von PFAS in die Umwelt vermieden bzw. minimiert wird“.

Im Bodensee fand man ebenfalls PFAS, Foto Patricia Klatt

PFAS im Fokus: Was wissen wir wirklich?

Die angehenden Wissenschaftsjournalisten haben natürlich auch die Berichterstattung über PFAS kritisch unter die Lupe genommen – und die Ergebnisse warfen ebenfalls Fragen auf. Werden im englischen Guardian tatsächlich mehr Experten befragt und eher auf Gesundheitsgefahren hingewiesen? Lars Fischer, Wissenschaftsjournalist und Interviewpartner, brachte es pragmatisch auf den Punkt: „Natürlich wollen wir ausgewogen informieren, aber bei den meisten Menschen kommt es nicht so an. So sind wir Menschen eben.“

In einem Interview mit Pieter Pierrou von der schwedischen NGO ChemSec erfuhren die Studierenden, dass es trotz der zunehmenden Aufklärung noch große Herausforderungen gibt. ChemSec unterstützt Firmen dabei, PFAS zu ersetzen, bietet kontinuierliche Kommunikation mit der Industrie an und informiert die Öffentlichkeit durch Kampagnen wie #WrappedInChemicals.

Doch die Frage bleibt: Erreicht diese Kommunikation wirklich die breite Masse?

Wie ist die PFAS-Kommunikation; verständlich oder vernebelt? 

Die Studierenden kamen zu dem Schluss, dass die Kommunikation über PFAS oft mangelhaft ist. Soziale Medien bieten zwar eine Plattform, um Informationen zu verbreiten, aber Algorithmen bevorzugen oft populäre Themen, sodass PFAS-Themen unterrepräsentiert bleiben. Ohne gezielte Suchanfragen ist es schwer, Informationen zu finden, und die Dringlichkeit des Themas wird nicht ausreichend vermittelt.

"Studien über PFAS sind oft zu technisch und schwer greifbar, wodurch sie offenbar nicht die breite Masse erreichen. Artikel und Berichte erreichen durch ihre sporadische und oberflächliche Berichterstattung in allgemeinen Nachrichtenmagazinen nicht das benötigte Aufsehen, um die Dringlichkeit und das Ausmaß der Problematik repräsentieren zu können. Produkte, die PFAS enthalten, haben keine deutlichen Warnhinweise, die den Verbraucher auf die Risiken hinweisen".

Die Studierenden fanden bei der Berichterstattung einige Antworten auf einige Fragen:

Die ToxFox-App als Lichtblick im PFAS-Dschungel

 Ein positives Beispiel für gelungene Kommunikation bietet die ToxFox-App des BUND. Mit dem Prinzip „Barcode scannen – Gift erkennen“ zeigt die App sofort, ob ein Produkt PFAS oder andere Schadstoffe enthält. Diese Niedrigschwelligkeit und Benutzerfreundlichkeit machen die App zu einem effektiven Werkzeug, um Verbraucher zu informieren und bewusste Kaufentscheidungen zu fördern.  Die App ist für Android und iOS verfügbar und somit für eine breite Zielgruppe zugänglich.

ZeroPM: Ein neues Kultgetränk?

Inmitten der ernsten Thematik entdeckten die Studierenden auch etwas Erfrischendes: Das Projekt „ZeroPM“ – das ist kein fancy Zero-Getränk, sondern ein EU-gefördertes Forschungsprojekt, das sich dem Ziel verschrieben hat, „Zero“ persistent-mobilen Chemikalien (PM-Chemikalien) in unserer Umwelt zuzulassen. Das Ziel ist eine vollständige Eliminierung dieser Stoffe aus unserem Ökosystem.

 "Warum muss mich das interessieren?“, fragte die Studierende sich selbst und die Leser. Und gab auch gleich die dazu passende Antwort: "Es ist bestimmt nicht lange her, da der eine oder andere ein Glas Wasser in der Hand hielt oder sich letztens bei McDonalds etwas zu essen holte! Ob im Wasser PFAS sind oder vielleicht in den Verpackungen der Fast-Food-Mahlzeiten, können wir nicht erkennen. Möglich wäre es aber durchaus. Das Thema ist also aktueller, als es scheint, denn PFAS können nicht nur in Lebensmitteln oder Trinkwasser enthalten sein, sondern sie wurden in Grund- und Oberflächengewässern, in den Meeren und sogar im Regen gefunden.

Denk ich an PFAS, dann ...

Am Ende dieser Reise blieben die Studierenden mit einer entscheidenden Frage zurück: Wie geht es weiter mit diesen Umweltgiften? Ihre Gedanken und Erkenntnisse fassten sie in einem Satz zusammen. Hier ein Auszug ihrer Antworten:

 

Und da in der Broschüre auch ChatGPT "zu Wort kam", soll hier der Schluss ebenfalls damit formuliert werden....:

Fazit: Eine Broschüre mit Weitblick

Die Ergebnisse ihrer Recherchen haben die Studierenden in einer umfassenden Broschüre zusammengefasst, die in Zusammenarbeit mit der Mediendesignerin Judith Märkle entstanden ist. Diese Broschüre beleuchtet nicht nur die Gefahren von PFAS, sondern auch die Herausforderungen, die bei der Regulierung dieser Chemikalien bestehen. Sie zeigt, warum es so schwierig ist, auf PFAS zu verzichten, und welche Rolle die Industrie dabei spielt.

Jetzt lesen und informieren!

Lesen Sie mehr dazu beim KIT-Department für Wissenschaftskommunikation und laden Sie die Broschüre dort kostenfrei herunter, um tiefere Einblicke in das Thema zu erhalten und zu verstehen, warum PFAS uns alle angehen. Diese Informationen könnten Ihre Sicht auf alltägliche Produkte grundlegend verändern.

Ein großes Dankeschön geht an all jene, die die Studierenden bei ihren Recherchen unterstützt haben!

kostenfreier Download der Broschüre: Stell dir vor, du hast PFAS...

 

© Patricia Klatt


 

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