PFClean - BMBF-gefördertes Projekt

Die Böden in Mittelbaden sind mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) belastet, eine Sanierung ist in der Fläche weder umsetzbar noch finanzierbar. Ende Januar startete bei Hügelsheim nun ein weiteres, innovatives Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird und bis 2026 läuft: PFClean

 

Neues Forschungsprojekt gibt Hoffnung für PFAS-belastete Böden

Von winterlicher Ruhe ist auf dem Feld neben dem Baden-Airpark nicht viel zu spüren, denn dort werden die Probeflächen für das neue Forschungsprojekt PFClean vorbereitet. Schon von weitem sieht man Traktoren, Maschinen und einen Bagger auf dem Acker. „Diese Fläche ist mit einer Mischung aus verschiedenen PFAS und den PFAS-Vorläufermolekülen belastet“, erklärt Claus Haslauer, promovierter Ingenieur und Projektkoordinator. Er ist wissenschaftlicher Leiter der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS) an der Universität Stuttgart. „Diese Chemikalien sind durch ihre Kohlenstoff-Fluor-Bindung extrem stabil und die ganze Welt sucht momentan nach Möglichkeiten, diese Bindung zu spalten“, so Haslauer. 

In Mittelbaden sucht man erst einmal nach praktischen Lösungen für die belasteten Böden, dafür soll PFCLean einen weiteren Baustein liefern. In einem früheren Forschungsprojekt FABEKO haben Wissenschaftler bereits den Ansatz verfolgt, die Chemikalien aus den Böden auszuwaschen und dann im Anschluss das Grundwasser zu reinigen. Die aktuellen Forschungen dazu laufen noch. In PFClean geht man nun genau den entgegengesetzten Weg.

 

PFAS sollen im Boden gebunden werden

„Wir wollen verhindern, dass die Chemikalien weiterhin aus dem Boden in das Grundwasser gelangen“, so Haslauer. Dafür haben die Wissenschaftler in den letzten Jahren die vorbereitenden Versuche im Labor durchgeführt und gehen nun in die Freilandanwendung hinein. Die Forschenden arbeiten mit einer Mischung auf Aktivkohlebasis (AK), die an diesem Nachmittag oberflächlich mit großen Spezialfahrzeugen in den belasteten, sehr sandigen  Boden eingearbeitet wird. Mit zwei Wasserfahrzeugen wird die Mischung gegen den Staub gewässert, trotzdem tragen die Wissenschaftler Masken zum Schutz und zeigen deutliche Kohlespuren. „Wir wissen aus den vorausgehenden Untersuchungen im Labor, dass die PFAS im Boden an diese Aktivkohlemischung binden; mit der Menge, die wir hier einarbeiten, können wir theoretisch alles abdecken“, so Haslauer.
Die Frage ist nur, wie lange die Chemikalien nun im Freiland an die AK-Mischung gebunden bleiben. 

 In Mittelbaden werden die PFAS bislang nach und nach aus dem Boden ausgewaschen und gelangen so in das Grundwasser, ein Prozess, der andauert; wie lange noch, kann man nicht sagen. Grundwasserreinigungen sind theoretisch möglich, aber bei dem hiesigen Ausmaß nicht umsetzbar. Die Stadtwerke Rastatt sprechen von 58 Quadratkilometern belasteten Grundwassers.
Alle Trinkwasserversorger der Region müssen mittlerweile das Rohwasser in ihren Wasserwerken reinigen, damit das Trinkwasser die erlaubten beziehungsweise kommenden PFAS-Grenzerte einhält. Die Wasserpreise haben sich deswegen bereits erhöht. Es besteht also ein großes Interesse daran, dass PFAS nicht weiterhin aus dem Boden in das Wasser sickern.

Grund zu vorsichtigem Optimismus?

 „Wenn alles so läuft, wie wir uns das nach den Laborergebnissen erhoffen, haben wir mit PFClean eine weitere Möglichkeit des Managements für die PFAS-Belastung in Böden“, betont Haslauer.„Die bisherigen Laborergebnisse sind jedenfalls ermutigend“. Die Wissenschaftler werden nun in den kommenden Jahren von dem Acker, in den die AK-Mischung eingearbeitet wurde und von dem benachbarten Acker ohne diese AK-Mischung regelmäßig Bodenproben nehmen. Zusätzlich wird an acht Messstellen das Grundwasser untersucht, um zu sehen, wieviel PFAS aus den beiden Äckern ins Grundwasser hinein sickern. Außerdem wird auch mit 13 Saugkerzen das Porenwasser aus den Ackerböden gewonnen und der PFAS-Gehalt gemessen. 

Eine weitere Frage ist die, was mit den Pflanzen passiert, die auf beiden Äckern angebaut werden: wachsen sie auch auf der AK-Mischung normal, wie ist dort die Wasserversorgung und gibt es eine Verdichtung im Boden? Auch das wird untersucht und verglichen werden.

Landratsamt Rastatt ebenfalls Projektpartner

Reiner Söhlmann und Joshua Walter von der PFAS-Geschäftsstelle am Landratsamt in Rastatt, das ebenfalls Projektpartner bei PFClean ist, begrüßen diesen neuen Ansatz. „Wir haben bislang viel Forschung im Hinblick auf die Grundwasserreinigung betrieben und die PFAS- Immobilisierung im Boden ist nun ein weiterer Baustein“, so Söhlmann und betont, „es ist erfreulich, dass das BMBF das Projekt finanziert“.
Ebenso erfreulich finden es Söhlmann und Walter, dass der Landwirt Joachim Huber, der schon öfters seine Flächen für ganz unterschiedliche Projekte zur Verfügung gestellt hat, das auch für PFClean ein weiteres Mal getan hat.

 

Menschen und Trecker auf einem Acker

Nach ein paar Stunden sind die Arbeiten beendet, Mensch und Boden sind mehr der weniger schwarz. Die Wissenschaftler stehen auf dem Acker und entnehmen bereits die ersten Proben, um den PFAS-Gehalt zu Beginn der Versuchsmessungen zu dokumentieren. Aber auch, wenn die PFAS durch die AK-Mischung im Boden gebunden bleiben sollten, entfallen dadurch die Kontrollen für die Landwirtschaft nicht und das Vor-Ernte-Monitoring bleibt bestehen.
Aber man hätte Zeit gewonnen, weil die PFAS nicht mehr ins Grundwasser gelangen würden und zumindest an den behandelten Ackerflächen dieser Eintragsweg unterbunden wäre.

„Man muss schauen, ob es funktioniert und für welche Böden die AK-Behandlung dann geeignet ist“, so Söhlmann. Und man müsse sich auch grundsätzlich darüber im Klaren sein, dass man hier auf der einen Seite einen enormen Aufwand betreibe, um die Folgen des sorglosen Umgangs mit PFAS zu managen, dass die Chemikalien aber nach wie vor produziert und weiterhin in die Umwelt gelangen und sich dort verteilen würden. 

PFClean ist Gemeinschaftsprojekt

Neben VEGAS und dem Landratsamt sind außerdem die Arcadis Germany GmbH, Karlsruhe, das DVGW-Technologiezentrum Wasser, Karlsruhe, die Geiger Entsorgung GmbH und Co KG, Waltenhofen, die IEG Industrie-Engineering GmbH, Reutlingen sowie die Sax + Klee GmbH Bauunternehmung, Mannheim beteiligt sind. Das Projekt ist Teil der vom BMBF ins Leben gerufenen Fördermaßnahme „Nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung“ (LURCH) und wird vom BMBF finanziert; PFClean läuft bis zum 28.02.2026.

Internetlink: https://bmbf-lurch.de/Verbundprojekte/Verbundprojekte/PFClean.html 

 

© Patricia Klatt (Text und Fotos)


 

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