„Ganz ehrlich? Einfach wirklich gar nichts“

Auf einmal ist die Stimmung etwas gereizt – dabei hatte ich nur kurz rekapitulieren wollen, was die Studierenden vor der Lehrredaktion über PFAS wussten: 
„Ganz ehrlich? Einfach wirklich gar nichts, ich hatte das Wort „PFAS“ vorher noch nie gehört“; so die irgendwie unzufrieden wirkende Antwort der Studentin. „Dem kann ich mich nur anschließen“, ergänzt ihre Nachbarin, ebenfalls leicht gereizt. Das Fazit der ersten Sitzung lässt sich also in einem Satz zusammenfassen: Niemand hatte vorher etwas von diesen globalen Ewigkeits-Chemikalien gehört. Aber warum ist das so?

 

Update 6.9.2023

PFAS sind globale Umweltgifte, die uns in unserem Alltag begleiten, die sich in Medizin, Technik und der Weltraumforschung wiederfinden und in allen Ökosystemen und in den Menschen gemessen wurden. Man sollte meinen, jeder kennt sie und jeder spricht darüber. Aber genau das Gegenteil ist der Fall.

Neun Studierende begaben sich auf eine Spurensuche nach PFAS in ihrem Umfeld und gingen der Frage nach, wie die Kommunikation aussehen müsste und was die Politiker eigentlich zu PFAS sagen?

Die Ergebnisse haben wir in einer Broschüre zusammengefasst, die auf der WMK-Medienplattform online gestellt ist und die einen kleinen Einblick in ein unübersichtliches Thema bietet: Warum weiß man so wenig über PFAS?

https://medienplattform.wmk-karlsruhe.de/pfas-ein-gift-fuer-alles/

 

(Alle Grafiken sind von Hannah Adam und dürfen ohne Ihre Erlaubnis nicht verwendet werden,Kontakt Impressum Broschüre).

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PFAS und die Studierenden, 27.6.2023

Über mehrere Monate hinweg beschäftigten sich in diesem Sommersemester neun Studierende der journalistischen Lehrredaktion des Studiengangs „Wissenschaft – Medien – Kommunikation“ am KIT erneut mit dem Thema PFAS. Und wie in den beiden Jahren davor hatte niemand vor dem Kurs etwas von den fluorierten Chemikalien sowie den vielfältigen Anwendungen gehört, geschweige denn etwas von  PFAS in Mittelbaden. Das änderte sich dann recht schnell und wir besuchten als Gruppe die Betroffenen vor Ort: 

Die Stadtwerke Rastatt, die das Trinkwasser aufwändig mit Aktivkohlefiltern reinigen müssen, damit es die erlaubten PFAS-Werte einhält

Das Landratsamt in Rastatt, wo wir eine Menge über die (mittlerweile) digitale Erfassung der PFAS-Problematik erfuhren

Das Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe, dort erfuhren wir so einiges über die modernen Forschungen in Sachen PFAS.

Die Studierenden führten stießen mit all ihren Fragen auf offene Ohren, auf Hilfsbereitschaft und auf viel Geduld bei der Darstellung eines komplizierten Sachverhaltes.

Und irgendwie stand bei all dem immer wieder die Frage im Raum: warum habe ich noch nie etwas von PFAS gehört, obwohl es mich direkt betrifft und eines der größten globalen Umweltprobleme darstellt?

 

Deshalb stellte sich auch in diesem Jahr wieder die Frage nach der Kommunikation über die Ewigkeitschemikalien- vielleicht sogar in ganz besonderem Maße. Denn im Februar 2023 hatte ein Journalistenteam aus mehreren europäischen Ländern ihre Rechercheergebnisse zu PFAS vorgestellt (Forever Pollution Project), die in Funk, Fernsehen, Print und in den sozialen Medien thematisiert wurden, was eine maximale Aufmerksamkeit hätte generieren sollen. 
Die Studierenden hatten allerdings nichts davon mitbekommen und nicht nur sie fragten sich, wie die Kommunikation eines komplexen Umweltthemas wie die PFAS eigentlich aussehen müsste? Wie und wo soll man darüber berichten, durch welche Formate werden die Leute aufmerksam? 

Kommunikation über PFAS, aber wie?

Eine überzeugende Erklärung hatte niemand. Nach den bisherigen Recherchen müssen die Studierenden zugeben, dass Informationen über die Ewigkeitschemikalien online reichlich verfügbar sind, aber wohl von sehr Wenigen überhaupt zur Kenntnis genommen werden. 

PFAS - Eine unsichtbare Gefahr? Eine komplizierte Materie? Eine weitere der unzähligen Krisen? Man weiß es nicht. Vielleicht liegt es einfach am Namen? 

„Wenn ich PFAS lese, klicke ich den Artikel nicht an, weil ich nicht weiß, was das ist und der Begriff nicht neugierig macht“, so die freimütige Antwort aus meinem Kurs;  „Ewigkeitschemikalien“ sei da schon irgendwie griffiger.
Das alles spiegelt ein grundlegendes Problem in der Wissenschaftskommunikation wider. Wie berichtet man am besten über einen komplizierten Sachverhalt und wann verliert man den Zugang zu den Leuten, die sich nicht intensiv mit einem Thema beschäftigen und mit Namen und Begriffen allein nichts anfangen können. Und die deswegen einen Artikel auch gar nicht erst anklicken, weil sie nicht wissen, worum es darin geht? Die Frage blieb offen und eine Antwort hatten wir nicht. 
Einigkeit herrschte aber in der Überlegung, dass man umgehend dort, wo es möglich ist, die PFAS durch Alternativen ersetzen soll. 

Und ebenso einmütig findet mein diesjähriger Kurs, dass die Suche nach den Alternativen etwas sei, was die Industrie auch selbst bezahlen solle, man habe dort ja lange genug sehr gut an den PFAS verdient und nun gelte einfach das  Vorsorgeprinzip und die Leute müssten vor den Folgen der Ewigkeitschemikalien geschützt werden.

Die Ergebnisse unserer Recherchen werden wieder in einer Broschüre zusammengefasst werden, die dann auf der WMK-Medienplattform online gestellt werden wird :)

 

 

 

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