"Vergiftete Wahrheit" auch in Mittelbaden

Wer den Film „Vergiftete Wahrheit“ anschaut, wird wohl nicht unbedingt einen Zusammenhang mit dem PFAS/PFC-Skandal in Mittelbaden sehen. Aber PFAS sind überall und so beschreibt der Film den Beginn eines mittlerweile globalen Umweltskandals, der sich in Mittelbaden und anderswo bequem eingerichtet hat...

 https://bnn.de/mittelbaden/pfc-was-hollywood-film-vergiftete-wahrheit-mittelbaden-gemeinsam-ard-anne-hathaway-mark-ruffalo

 

 

Ein kurzer Rückblick:

1947 beginnt die Firma 3M mit der Massenproduktion von Perfluoroctansäure (PFOA), einem der bekanntesten Vertreter der PFAS.

1951 verwendet die Firma DuPont PFOA zur Herstellung von Teflon.

In den 1960er Jahren entwickeln 3M(1) und die US-Marine „wässrigen filmbildenden Schaum“ (AFFF), einen Brandbekämpfungsschaum, der PFOS und PFOA enthält. Seit den 1970er Jahren wird AFFF weltweit an Militärstandorten, zivilen Flughäfen und Ausbildungszentren für die Brandbekämpfung genutzt.

Bereits 1978 haben Untersuchungen von 3M  ergeben, dass PFOA und PFOS in Tierversuchen toxisch sind, diese Ergebnisse wurden der US-Umweltschutzbehörde aber erst im Jahr 2000 mitgeteilt. Diese Verzögerung verhinderte möglicherweise die Entwicklung geeigneter Richtlinien für sichere Konzentrationen der Chemikalien im Trinkwasser.

Die Chemikalien waren 1976 auch im Blut von Produktionsarbeitern gefunden worden und bereits 1981 wurde festgestellt, dass PFAS auf Säuglinge übertragen wurde. Doch obwohl man wusste, dass PFAS 1981 im Nabelschnurblut gefunden wurden, wurde die Information erst 20 Jahre später veröffentlicht.

Mittlerweile kennt man an die 5000 (2) Vertreter von ihnen, sie sind weltweit verbreitet und nur teilweise reguliert. Auch liegen nur sehr wenige Informationen darüber vor, welche spezifischen PFAS für welche Anwendungen in Europa verwendet werden.

Leider gibt es neben den vielen positiven Einsatzbereichen auch einen großen Nachteil, denn die PFAS sind gesundheitsschädlich, sie reichern sich im Körper und in der Umwelt an und gehören zu den langlebigsten (persistentesten) Stoffen, die wir kennen.

PFAS können während ihres gesamten Lebenszyklus (Herstellung, Verwendung, Recycling oder Abfallentsorgung) und letztendlich über die Abwasserbehandlung in die Umwelt gelangen und finden sich deswegen heute oft in Böden und Oberflächen-, Grund- und Trinkwasser, von dort gelangen sie in Pflanzen und Tiere und auch in die Nahrungskette.

Die beispiellose Erfolgsgeschichte der PFAS hat zur Folge, dass heute wohl 99 Prozent aller Amerikaner, einschließlich der Babys im Mutterleib, messbare PFAS-Werte in ihrem Blut aufweisen.

PFAS sammeln sich ebenso in Wildtieren an, so fand man PFOS in der Leber von Eisbären, im Plasma von Karettschildkröten und im Plasma von Heringsmöwen.

PFAS werden über die Atmosphäre transportiert und wurden sogar im Regenwasser gefunden, wie Wissenschaftler in Ohio-Indiana gemessen haben (3).

 

Der Film „Vergiftete Wahrheit“ beschreibt den Kampf des Anwalts Robert Billot gegen DuPont, der 1998 in Cincinnati, Ohio begann. Im Jahr 2001 reichte Bilott im Namen von 70.000 Menschen eine Sammelklage gegen DuPont ein. Im Jahr 2004 einigte sich DuPont auf eine Entschädigung von mehr als 300 Millionen Dollar. Die Gerichtsverfahren in ähnlichen Fällen dauern noch an. 
Billot wird im Film von Mark Ruffalo dargestellt, der dadurch zum PFAS-Aktivisten wurde:

 We know that PFAS build up in our blood and organs. We know that PFAS chemicals have been linked to serious health problems. And we know that PFAS have contaminated the drinking water of many more people than has been previously estimated. We need to end PFAS releases, ban PFAS in food packaging and filter PFAS out of our drinking water. We need to hold companies accountable. (Mark Ruffalo, PFAS activist and Hollywood actor portraying Robert Bilott in the film "Dark Waters", s.ChemSec).

Das kommt einem in Mittelbaden doch bekannt vor, denn auch hier haben wir eine Belastung von Boden und Wasser mit diversen PFC und auch hier finden sich die Chemikalien PFOA und weitere PFC im Blut der Bevölkerung. Und auch hier sind es wohl Unternehmen, die für die Belastung der Region wahrscheinlich verantwortlich sind, die aber, anders als im Film, nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

Und wir sind nicht allein, denn auch anderswo ist man nicht erfreut über die PFAS-Belastung wie zwei Zitate von der facebook-Gruppe "PFC-News Manching" zeigen:

"Gemeinsamkeiten auch mit #Manching? 
Vielleicht nicht auf den ersten Blick, doch genauer hingesehen durchaus. Aus der #PFAS-Familie sind es bei uns über einst verwendeten Löschschaum hauptsächlich #PFOS, #PFNA und #PFHxS, die seit Jahren über Grund- und Oberflächenwasser ausgehend vom #Flugplatz Manching noch immer verfrachtet werden. Wie übrigens an zig anderen #Militär-Standorten und Flughäfen in Deutschland nachgewiesenermaßen ebenfalls. Bislang wurde trotzdem an keiner #Bundeswehr-Liegenschaft mit der PFC-Sanierung wirklich begonnen. Zeitfressende interne Phasen müssen Punkt für Punkt abgearbeitet werden, während die #Umweltverschmutzung immer größere Ausmaße annimmt. Hätte man zeitnah dafür gesorgt, dass das Gift die Liegenschaft nicht verlässt, müsste man jetzt nicht der Schadensbegrenzung hinterher hecheln. Aber anscheinend nur ein weiterer PFC-Skandal und absolut kein Grund zur Eile beim Thema SANIERUNG bei Verursacher wie Behörden."

"Vergiftete Wahrheit in Parkersburg, in Mittelbaden, in Manching, in Altötting, in Belgien, Italien, weltweit!!! Ob für die nächsten Generationen die PFAS-Wahrheit immer noch vergiftet sein wird? Es gibt nur eine Erde und PFAS sorgt für eine riesengroße giftige Hinterlassenschaft bzw. Wahrheit!"

Dem wäre dann nichts hinzuzufügen.

 

(1) Mongilio, H. (31.07.2018), Hidden studies from decades ago could have curbed PFAS problem: Scientist, Environmental Health News

(2) TOWARD A NEW COMPREHENSIVE GLOBAL DATABASE OF PER-AND POLYFLUOROALKYL SUBSTANCES (PFASs):SUMMARY REPORT ON UPDATING THE OECD 2007 LIST OF PER AND POLYFLUOROALKYL SUBSTANCES (PFASs), (04.05.2018), Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD)

(3) Pike, K.A., Edmiston, P.L., Morrison, J.J., Faust, J.A. (15 February 2021), Correlation Analysis of Perfluoroalkyl Substances in Regional U.S. Precipitation Events, Water research, Vol. 190

 

#PFAS #PFASMittelbaden #PFC #PFCMittelbaden #DarkWaters #VergifteteWahrheit

PFAS Mittelbaden

PFAS Global

Ja, nein, vielleicht?

PFAS Aktuelles