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PFAS: Böden, Regenwürmer und Ökosysteme

Am 15.2. ist der Tag des Regenwurms - und auch hier kommen die PFAS ins Spiel....Denn die Regenwürmer nehmen die Chemikalien aus der Erde auf und da Regenwürmer eine Art Grundnahrungsmittel für viele Tiere sind, gelangen so auch die PFAS weiter in die Nahrungskette und landen letztendlich manchmal auch auf unseren Tellern.

Warum Regenwürmer?

PFAS in den Böden sind ein grundsätzliches Problem, das auch nicht unbedingt lösbar ist (Stand heute), wie es sich in Mittelbaden zeigt. Eine Mischung verschiedener PFAS, die teilweise ausgewaschen, umgewandelt oder irgendwie doch an Bodenstrukturen gebunden bleiben – die Liste der Versuchsergebnisse ist lang. Man findet die Stoffe aufgrund der Hintergrundbelastung in allen Böden, sei es nun Grünland, Acker oder Wald.

 


Regenwürmer und PFAS?

Die Auswirkungen auf die Bodenlebewesen wie die Regenwürmer ist ebenfalls das Ziel vieler Untersuchungen. Da geht es um die Fragen der Ökotoxizität, der Beweglichkeit und auch darum, welche Auswirkungen die Materialen haben, die zur Bindung der PFAS in den Boden eingearbeitet werden.

In terrestrischen Ökosystemen sind Regenwürmer ein wichtiger Teil der Nahrungskette.

"Das Ausmaß der Aufnahme durch Regenwürmer ist wichtig, da sich zahlreiche Arten von ihnen ernähren, z. B. Vögel, Füchse, Maulwürfe, Spitzmäuse, Schlangen, Frösche, Schnecken, Salamander, Stinktiere und Kröten. In diesem Bericht werden die Bioakkumulationsdaten für PFAS durch Regenwürmer überprüft, um Konsenswerte für die Carbon- und Sulfonsäuren zur Verwendung bei Risikobewertungen durch Aufsichtsbehörden abzuleiten und eine Zusammenstellung aktueller Daten für die anschließende Bewertung und Interpretation durch andere bereitzustellen. Darüber hinaus werden Schwierigkeiten beim Testen sowie Lücken und Einschränkungen in den vorhandenen Daten bewertet“ (1). 

Und Samarasinghe et al untersuchten den Effekt von PFHxS und kamen zu dem Schluss, dass „das Überleben von Regenwürmern auch in Konzentrationen von mehr als 100 mg/kg signifikant beeinflusst wurde . Unsere Ergebnisse zeigten, dass die Exposition gegenüber PFHxS die mikrobiellen Prozesse und das Überleben von Regenwürmern negativ beeinflusst und ihre Funktionen gefährdet“ (2 ).

Kleiner Regenwurm - Große Wirkung?

In den Untersuchungen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (3) zeigte "sich ein deutlicher Übertritt der in den Böden gemessenen PFAS ins Nahrungsnetz, in dem in den Regenwürmern eine extrem starke Anreicherung der PFC vorzufinden war. Regenwürmer haben im Vergleich zu anderen Bodenlebewesen eine lange Lebensdauer (etwa 2 – 8 Jahre) und können daher vorhandene Schadstoffbelastungen über mehrere Jahre akkumulieren. Sie besitzen eine permeable Hautstruktur, sodass neben Wasser und Atemgasen auch Schadstoffe über die Haut aufgenommen werden können und befinden sich in ständigem Bodenkontakt sowohl über die Haut als auch über den Darm."

Die Regenwürmer werden unter anderem von Kleinsäugern gefressen, man fand extrem hohe PFAS-Werte in der Leber von Spitzmäusen. Die LUBW kommt zu dem Schluss, dass solche Kleinsäuger eine wichtige Nahrungsquelle für Raubvögel und Raubtiere sind und weiter geht es dann mit der Anreicherung der PFAS in den Ökosystemen und der Nahrungskette.

Das kann dann unter Umständen auch Auswirkungen auf PFAS in Hühnern haben, da diese Regenwürmer offenbar als Delikatesse ansehen und gerne aufpicken; die PFAS können  von den Würmern in die Hühner in die Eier gelangen. Und für PFAS in Eiern gelten seit dem 1. Januar 2023 neue Vorgaben: Denn die Europäische Kommission (4) hat für Lebensmittel Grenzwerte für den Höchstgehalt für Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), Perfluoroctansäure (PFOA), Perfluornonansäure (PFNA), und Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) festgelegt. Sie gelten die für Eier, Fische, Krebstiere, Muscheln sowie für Fleisch und Schlachtnebenerzeugnisse von Nutz-und Wildtieren. Die Kontamination von Lebensmitteln mit diesen Stoffen ist hauptsächlich das Ergebnis der Bioakkumulation in aquatischen und terrestrischen Nahrungsketten, und auch die Verwendung von PFAS-haltigen Lebensmittelkontaktmaterialien dürfte zur Exposition des Menschen gegenüber PFAS beitragen. Die neuen Vorschriften gelten ab dem 1. Januar 2023.

Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Freiburg (5) hat 44 Leberproben von Wildschweinen aus ganz Baden-Württemberg untersucht und das Wildschwein an sich isst ja gerne mal alles mögliche wie auch Mäuse oder Regenwürmer. In den untersuchten Wildschweinen fanden sich durchgehend "PFAS-Gehalte in einer Höhe, welche dazu führten, dass diese Wildschweinlebern als nicht verkehrsfähig deklariert wurden, denn die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge für PFOS bezogen auf den Menschen (TWI-Werte der EFSA, 2018) wäre mit etwa 3 g Wildschweinleber bei einem mittleren PFOS-Wert von 300 ng/g in den Lebern bereits ausgeschöpft gewesen".

Mit den neuen PFAS-Grenzwerten hat sich auch hier die Situation verschärft, und der Deutsche Jagdverband e.V. (DJV) veröffentlichte dazu am 18. Januar 2023 eine entsprechende Pressemitteilung. Auch der Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. hat in einem eigenen Pressestatement darauf hingewiesen (6) und empfohlen, rohe Wildschweinleber nicht in Verkehr zu bringen, solange keine weiteren Erkenntnisse vorliegen. Der DJV hat in seiner Online-Vortragsreihe "Wild und Mensch" das Thema PFAS im März dann weiter vertieft, und Robert Pieper vom Bundesinstitut für Risikobewertung erläuterte dort, in welchem Umfang Wildschweine betroffen sind, dass man sogar in der Leber von Frischlingen PFOS gefunden hat und dass im Vergleich nur die Leber von Kormoranen, Robben und Ottern höhere Werte aufweist (7). Der entsprechende Vortrag ist auf YouTube hochgeladen.

Nun isst man Wildschweinleber nicht wirklich häufig, aber es zeigt sich die mögliche Anreicherung der PFAS in der Nahrungskette, die in Kombination mit den stark abgesenkten tolerierbaren Werten (TWI-Werte) für PFAS nicht unbedenklich ist.

"Die Ergebnisse zeigen, dass PFAS das Potential besitzen, sich entlang des terrestrischen Nahrungsnetzes anzureichern", heißt es auch in dem Bericht der LUBW, nachteilige chronische Effekte seien nicht auszuschließen.

 

 PM des MLR: 15.2.2023

Am 15. Februar ist der Tag des Regenwurms. in einer Pressemitteilung des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sagte Minister Peter Hauk: „Regenwürmer sind Qualitätsgaranten für unsere Böden. Deshalb fördern wir sie im Rahmen des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt. Am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg wurde das Regenwurmprojekt gestartet." (8)

 

PM des MLR: 15.2.2024

Pressemitteilung des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz,  Minister Peter Hauk MdL: „Regenwürmer sind wahre Bodenveredler und stehen symbolisch für das wertvolle Gut belebter und intakter Waldböden – die Grundlage für gesunde Wälder“ (9)

15. Februar ist der Tag des Regenwurms, der Waldboden ist Boden des Jahres 2024

„Unsere Waldböden sind besonders wertvoll und nehmen nahezu 40 Prozent der Landesfläche ein. Regenwürmer sorgen mit dafür, dass sich die Bodeneigenschaften verbessern und sie optimal funktionieren. Waldböden filtern sauberes Trinkwasser, speichern klimaschädliches CO2 und sind Lebensraum für Tiere sowie Pflanzen. Sie sind komplexe Ökosysteme und bilden die Grundlage für gesunde und stabile Wälder. Eine Handvoll Waldboden beherbergt bis zu acht Milliarden Lebewesen. Mit etwas Glück ist auch ein Regenwurm dabei, der durch sein Graben und seine Exkremente für einen lockeren und nährstoffreichen Boden sorgt. Regenwürmer sind Qualitätsgaranten, die unsere Böden nachhaltig verbessern“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Mittwoch (14. Februar) anlässlich des Tag des Regenwurms (15. Februar).

Man findet auch in Waldböden Einträge von PFAS und damit schließt sich dann der Kreis...

 

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