PFAS in den Kläranlagen

Das "Privileg" der doppelten PFAS-Belastung in Mittelbaden

Seit fast 12 Jahren leben wir in der Region Mittelbaden nun schon mit den Folgen der PFAS-Belastung von Boden und Wasser, die durch den Auftrag mutmaßlich PFAS-belasteter Papierschlamm-Kompostmischungen auf die Äcker verursacht wurde. Dass die fluorierten Chemikalien aber auch in unserem Alltag allgegenwärtig sind und zusätzliche Belastungen erzeugen, zeigen die PFAS-Gehalte in den Abläufen der Kläranlagen. Jedenfalls in den Abläufen, die überhaupt untersucht werden. Und es stellt sich die Frage: Woher stammen diese PFAS?

Seit einigen Jahren untersucht das Landratsamt Rastatt die PFAS-Gehalte in den Oberflächengewässern der Region. In diesem Rahmen werden auch die Abläufe der hiesigen Kläranlagen untersucht, in denen deutliche Konzentrationen an PFAS nachweisbar sind. 98 Prozent stammen hierbei von unbekannten Fluorverbindungen.

 

Kläranlage Bühl, Quelle- Abwasserzweckverband Bühl und Umgebung

 

Kläranlagen entfernen PFAS nur mit entsprechender Reinigungsstufe

In den Kläranlagen werden die PFAS in aller Regel nicht aus dem Abwasser entfernt - deswegen rüstet man sie in der PFAS-Region Mittelbaden mit Aktivkohlefiltern auf. „Aber auch hier werden dann nicht alle Verbindungen vor dem Ablauf erfasst werden können. Dies bedeutet also auch in der Zukunft weitere Untersuchungen und eventuell auch weitere Reinigungsschritte wie zum Beispiel Ozonierung“, betont beispielsweise der Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes Bühl und Umgebung. Mit dem Bau der vierten Reinigungsstufe unter Verwendung der Aktivkohleadsorption und der nachgeschalteten Membrantechnik mit Tuchfilter sei man aber auf dem richtigen Weg, denn auch bei der Entfernung von PFC aus dem Grundwasser würden Aktivkohleadsorption, Ionenaustausch, Flockung und Membranverfahren aktuell als Stand der Reinigungs-Technik gelten (https://bnn.de/mittelbaden/buehl/die-herkunft-der-pfc-im-buehler-abwasser-liegt-im-dunkeln ).

PFAS im Abwasser oder im Klärschlamm

"Kläranlagen sind derzeit nicht dafür ausgestattet, PFAS vollständig aus dem Abwasser zu entfernen. PFAS sind sehr widerstandsfähig gegenüber biologischer Behandlung und können daher im Abwasser von Kläranlagen oder im Klärschlamm landen. Darüber hinaus scheinen die sehr persistenten Perfluoralkylsäuren (PFAA, wie PFOS und PFOA) während des biologischen Behandlungsprozesses in der Kläranlage nach dem Abbau von Polyfluoralkyl Vorläuferverbindungen produziert zu werden. Die Anwendbarkeit fortschrittlicher (industrieller) Technologien zur Entfernung von PFAS aus kommunalem Abwasser, basierend auf physikalischen Trenn- oder Zerstörungstechniken, wird derzeit in Pilotprojekten in Laboratorien untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die großflächige Entfernung von PFAS in städtischen Kläranlagen weder wirtschaftlich noch umweltverträglich sein wird" (https://www.eureau.org/resources/briefing-notes/5612-briefing-note-on-pfas-and-waste-water/file ).

Es scheint zum aktuellen Zeitpunkt alternativlos zu sein, das Abwasser in der letzten Etappe der PFAS-Verwendung zu reinigen. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn die PFAS gar nicht erst in den Kläranlagen landen würden. Das sieht auch der Leiter der PFC-Geschäftsstelle im Landratsamt in Rastatt so, der davon ausgeht, "dass dies auch zukünftig über die Abwasserverordnung erfolgen wird. Es gibt dort zwar noch keine Grenzwerte für PFAS. Aber das ist für die Novellierung der Abwasserverordnung in Vorbereitung, es soll außerdem eine Mess- und Minimierungspflicht für PFC eingeführt werden und es ist zu hoffen, dass dabei auch der Gesamtfluorgehalt berücksichtigt wird". 

Zusatzinformationen:

PFAS sind in unserem Leben allgegenwärtig und gelangen so letztendlich auch in das Abwasser. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Produzenten und Entwickler der Stoffe in der Industrie dem Umwelt- und Gesundheitsschutz dabei viele Schritte voraus. Allein etwa das Waschen von PFAS-behandelten Kleidungsstücken führt über die Pumpe der Waschmaschine zu einem Eintrag von PFAS in das häusliche Abwasser.

In einer Diplom-Arbeit der TU Wien fand man heraus, dass "der Haupteintragspfad von Perfluorsulfonsäuren in den Haushalt Textilien sind, während Perfluorcarbonsäuren vor allem durch Importe aus dem Prozess „Körperpflege“ bestimmt sind. ... Vor allem die Importe „Sonnenschutzmittel“, „Body Lotion“, „Concealer“, „Teppiche“, „Vorhänge“, „Shirts“ und „Hosen“ spielen eine wichtige Rolle beim PFAS-Eintrag in Haushalte" ( https://repositum.tuwien.at/handle/20.500.12708/19412  ).

Vor allem sollte also die deutliche Reduzierung der PFAS-Anwendungen stehen, die auf europäischer Ebene vorbereitet wird: "Jegliche Emissionen von Chemikalien dieser Gruppe in die Umwelt müssen unter Anwendung des Vorsorgeprinzips und des Kontroll-an-der-Quelle-Prinzips vermieden werden. Dies lässt sich am besten durch ein Verbot aller PFAS-Verwendungen auf EU-Ebene erreichen. Wenn die Politik bestimmte Verwendungen als wesentlich und unvermeidlich ansieht, muss sichergestellt werden, dass die PFAS-Chemikalien nicht in die Umwelt gelangen. Das Verursacherprinzip muss angewendet werden (möglicherweise durch obligatorische Systeme der erweiterten Herstellerverantwortung), um eine bestehende oder zukünftige Kontamination von Trinkwasserressourcen und Abwasser zu beseitigen. Außerdem muss sichergestellt werden, dass PFAS-Ersatzstoffe selbst nicht schädlich sind" (https://www.eureau.org/documents/drinking-water/position-papers/6094-position-paper-on-pfas-in-urban-water-dec-2021-update/file  ).

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